Ich reiste entlang der Küsten der Picardie und der Normandie, um eine erste Phase der fotografischen Produktion des Projekts Stigmata zu beginnen. Mein Interesse galt der Küste, ihrer Vegetation und den Landschaften, die zahlreiche Spuren des Zweiten Weltkriegs aufweisen.
Nach der Lektüre des handgeschriebenen Tagebuchs meines Großvaters väterlicherseits, das zwischen 1939 und 1945 entstand, eignete ich mir Teile seiner Geschichte an, bevor er an den Stränden von Dünkirchen in Gefangenschaft geriet und die schmerzhafte Erfahrung der Freiheitsberaubung machte. Gekritzelt, durchgestrichen, die Worte sind wie verborgen, wie dieses Tagebuch, das jahrzehntelang heimlich in der hintersten Ecke eines Schranks vergraben wurde.
Diese besondere Atmosphäre durchdringt jedes Foto in der Serie Stigmata, die auch auf Assoziationen in der Komposition, den Farben und den Ideen beruht und nicht auf einer chronologischen Abfolge von Bildern. Hier treffen Fotos aus dem Familienarchiv auf persönliche Produktionen, die absichtlich missbraucht werden oder in Form von Selbstporträts vorliegen. In Weiß gekleidet taucht ein Mensch auf und verschwindet im nächsten Bild wieder, um einer Umgebung Platz zu machen, die mit Erinnerungen gefüllt ist oder einfach nur meditativ wirkt. Weiß suggeriert Stille, das Gespenst der Seele, aber es steht auch für etwas Neues, für eine Wiedergeburt.
Entstehungszeitraum der Serie: 2014-2017